Heute vor 214 Jahren
Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein war während der dunkelsten Stunden Preußens auf seinem Landgut bei Nassau gewesen. Der König hatte ihn zu Jahresbeginn mit deutlichen Worten als Minister entlassen („(…) sondern daß Sie vielmehr als ein widerspenstiger, trotziger, hartnäckiger und ungehorsamer Staatsdiener anzusehen sind, der, auf sein Genie und seine Talente pochend, weit entfernt, das Beste des Staats vor Augen zu haben, nur durch Kapricen geleitet, aus Leidenschaft und aus persönlichem Haß und Erbitterung handelt (…)“). Nun wird vom Stein jedoch auf Drängen Königin Luises zurückgeholt und am heutigen Tag zum leitenden Minister ernannt. Er soll Preußen modernisieren und vom Stein zögert nicht, eine „Revolution von oben“ zu beginnen, bei der ihn weitere Reformer wie von Humboldt, Scharnhorst, Gneisenau und Hardenberg unterstützen.
Vom Stein, dessen antinapoleonische Haltung immer wieder beschrieben wird, ist eigentlich an einer Demokratisierung des Staates interessiert und hat Deutschland als Ganzes im Blick. Seine ersten Handlungen und Edikte gelten aber den drängendsten Problemen Preußens. Der Reform des Heeres, der Beendigung der Erbuntertänigkeit und der Leibeigenschaft der Bauern, der fehlenden Freiheit der Berufswahl, der zu geringen Selbstverwaltung der Städte. Vom Stein katapultiert Preußen in vielen Bereichen aus dem Mittelalter zu einem der fortschrittlichsten Staaten – doch sein Wirken bleibt nicht unbeobachtet. Napoleon erklärte ihn zum Feind Frankreichs, befiehlt, die Besitzungen vom Steins beschlagnahmen zu lassen und ihn zu erschießen. König Friedrich Wilhelm III., der in dieser Situation Frankreich nicht brüskieren will, entlässt vom Stein im November 1808 – diesmal mit Dank und der Fortzahlung des Ministergehalts. Vom Stein wird allerdings auch weiterhin eine gewichtige Rolle im Kampf gegen Napoleon spielen.
Quelle: https://www.preussen.de