10. Januar 1920 in Versaille

10. Januar 1920 in Versaille

Heute vor 102 Jahren

Am 11. November 1918 hatte der Waffenstillstand von Compiègne endlich die Waffen des ersten Weltkrieges zum Schweigen gebracht. An den anschließenden Friedensverhandlungen der Pariser Friedenskonferenz im Schloss von Versailles durfte Deutschland nicht teilnehmen. Die Entscheidungen fielen im „Obersten Rat der Großmächte“. In erster Linie die „Triple-Entente-Staaten“ USA, Großbritannien und Frankreich stellten die Weichen für die Nachkriegsordnung, zu der auch die Einrichtung des Völkerbundes gehört. Der Versailler Vertrag ist das 440 Artikel lange Ergebnis der Verhandlungen. Das Interesse Frankreichs, Deutschland entscheidend durch Gebietsabtretungen, hohe Reparationszahlungen und militärische Einschränkung zu schwächen, setzt sich durch. Deutschland muss den Vertrag am 28. Juni 1919 unterzeichnen, da ansonsten eine Wiederaufnahme der Kampfhandlungen droht.

Am heutigen Tag des Jahres 1920 tritt der Vertrag von Versailles schließlich in Kraft, in dem mit Artikel 231 auch die alleinige Kriegsschuld Deutschlands festgeschrieben wird – eine schwere Hypothek für die junge Weimarer Republik. Besonders für Preußen ist die Niederlage des ersten Weltkrieges und die folgende Revolution zu einer Existenzfrage geworden, nicht nur wegen des Verlusts seines Königtums. Bis auf Elsaß-Lothringen gehen alle deutschen Gebietsabtretungen des Versailler Vertrags auf Kosten Preußens: Posen und Oberschlesien, Danzig, der „Polnische Korridor“, selbst Nordschleswig. Doch schon davor war eine gewisse Ratlosigkeit der verfassungsgebenden preußischen Landesversammlung spürbar, die gleichzeitig mit der Weimarer Nationalversammlung 1919 gewählt worden war. Sollte man überhaupt noch eine preußische Verfassung neben der deutschen beschließen? Sollte Preußen nicht vielmehr endgültig in Deutschland aufgehen? Der erste Entwurf der Reichsverfassung sah dann eine Aufteilung Preußens in mehrere neue Länder vor, auch weil es, trotz der territorialen Einbußen noch immer der größte deutsche Staat war. Aber das wollte man in Preußen natürlich auch wieder nicht und wehrte sich trotzig. So existiert der „Freistaat Preußen“ nach den Gebietsabtretungen weiter und wird erstaunlicherweise, nach einer schwierigen Phase 1919-1920, unter dem sozialdemokratischen Ministerpräsidenten Otto Braun aus Ostpreußen zum krisenfesten, stabilen „Musterland des republikanischen Deutschlands“ (Sebastian Haffner) und „Bollwerk der Demokratie“ (Christopher Clark).

Quelle: https://www.preussen.de/

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