15. September 1756 in Hameln

15. September 1756 in Hameln

Heute vor 265 Jahren

Karl Philipp Moritz wird am heutigen Tag in Hameln geboren. Als er 1784 am renommierten Berliner Gymnasium zum Grauen Kloster zum Gymnasialprofessor wird, blickt er auf eine schwierige Kindheit und Jugend in Armut, strengster religiöser Erziehung und Unterdrückung durch den Vater sowie körperlicher und seelischer Qualen während einer Hutmacherlehre zurück. Karl Philipp Moritz verarbeitet das Erlebte in seinem berühmten autobiografischen Roman „Anton Reiser“, der 1785-90 in vier Bänden in Berlin erscheint und einen solchen psychologischen Tiefblick entwickelt, dass die moderne Individualpsychologie praktisch in vielen Aspekten vorweggenommen erscheint. Moritz reist viel, lernt in Rom Goethe kennen, dem er „wie ein jüngerer Bruder“ erscheint „von derselben Art, nur da vom Schicksal verwahrlost und beschädigt, wo ich begünstigt und vorgezogen bin“. Moritz verbringt zwei Monate in Goethes Haus in Weimar, erteilt dem Herzog Englischunterricht und wird nach dessen Fürsprache Professor der Theorie der Schönen Künste an der Akademie der Künste in Berlin. In seinen Vorlesungen sitzen Tieck, Wackenroder und Alexander von Humboldt. 

1791 erreicht der Aufklärer den Gipfel seiner Karriere – Karl Philipp Moritz wird Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften und Hofrat. Persönlich bleiben dem vielseitigen Schriftsteller aber tragikomische Wendungen nicht erspart: Er heiratet die 20 Jahre jüngere Friederike Matzdorff, die dann von einem früheren Liebhaber entführt wird. Es folgt die Scheidung wegen Untreue, die Wiederverheiratung, kurz darauf 1793 sein Tod an einem Lungenleiden, mit dem er seine ihn pflegende Frau ansteckt, die ebenfalls stirbt.

Quelle: https://www.preussen.de